Bericht Tag 1 – Wenn die Sonne durch die Regenwolken bricht

05.10.2017 – Petrus zeigte sich am ersten Tag der Sauerland-Klassik 2017 zunächst von seiner launischen Seite, denn vormittags schob sich ein breites Wolkenband über das Land der 1000 Berge. Doch pünktlich zur Startflagge brach die Sonne durch und das Wetter präsentierte sich bis zum Ziel so abwechslungsreich wie die Strecke an Tag 1.

Regencapes, wetterfeste Jacken oder auch Müllbeutel waren in den Stunden vor dem Start der 2. Sauerland-Klassik ein gefragtes Utensil. Petrus hatte schon in der Nacht seine Schleusen weit geöffnet und sorgte so für Startvorbereitungen unter erschwerten Bedingungen. Jens Herkommer, Beifahrer im Skoda Popular Roadster von 1937, war nur einer derjenigen, die sich in Attendorn kurzfristig mit passender Kleidung eindeckten. „Ich war schon auf den paar Kilometern vom Hotel zum Start komplett durchgenässt“, gab der Skoda-Experte zu Protokoll.

Während bei dem Erzgebirgler wasserfeste Jacken, Hosen und gefütterte Handschuhe Abhilfe schaffen sollten, hätte man die Besatzung der Startnummer 10 – Alexander Haller und Lisa Senger (Riley 12/4 Special) – mit ihren Helmen und Ganzkörper-Suits eher als Feuerwehrleute eingestuft und nicht als Rallye-Fahrer.

Pünktlich zum Start hatte der Wettergott jedoch ein Einsehen mit den 128 Old- und Youngtimer-Teams, die auf dem Alten Markt von Attendorn letztlich durch den Startbogen rollten. Gegen 13.45 Uhr erhellten die ersten Sonnenstrahlen die Gemüter mindestens so sehr wie die Pflastersteine auf dem zentralen Platz der Hansestadt. Jetzt konnte es also wirklich losgehen.

Mit dem Segen von Pfarrer Dr. Christof Grote, in dessen Erlöserkirche das Fahrerbriefing stattfand, gingen die Teams im 30-Sekunden-Takt auf die 618 Kilometer lange Tour durch das Land der 1000 Berge. Vorbei an den Gemälden der Rivius-Schüler navigierten die Copiloten ihre Chauffeure im großen Bogen nach Elspe. Auf größtenteils erstaunlich guten und ebenso leeren Landstraßen fuhr der Rallye-Tross zwischen saftig grünen Wiesen und durch dichte Wälder. Oft waren gemütlich grasende Kühe und hart gesottene Hobby-Fotografen die einzigen Lebewesen, die man für mehrere Kilometer erblickte.

Ganz anders gestaltete sich die Situation auf dem Flugplatz Meschede-Schüren, wo eine Parallel-Prüfung stattfand. Am Bott-Stand gierten lange Schlangen nach wärmendem Kaffee und süßen Leckereien, andere gönnten ihren rallye-strapazierten Körpern eine willkommene Abwechslung bei einer Sitzprobe im Pilatus PC12-Flugzeug von Jetfly. Der Sieger der Sauerland-Klassik darf diesen Luxus bei einem einstündigen Freiflug genießen.

Beim Anflug auf Elspe schob sich die Sonne immer öfter durch die Wolkendecke und sorgte so für ein gelungenes Finish. Unter den Augen vieler Mitarbeiter und Zuschauer drehten die Teams erst eine Tour über das Werksgelände der Fahrwerks-Spezialisten von H&R, ehe sie den Wilden Westen unsicher machten. Während das Gros der Teams vor der Bühne der Karl-May-Festspiele die letzte kurze Prüfung des Tages absolvierte, durften die allradgetriebenen Land Rover noch eine Extrarunde durch die Kulissen drehen – dort, wo sonst Winnetou und Old Shatterhand ihre Blutsbrüderschaft feiern.

Im Ziel nahmen die einen lächelnd triefnasse Handtücher vom Armaturenbrett und wrangen diese genüsslich aus, andere schälten sich zufrieden aus ihrem offen Vorkriegs-Zweisitzer und dann aus ihrem Regen-Cape, um es über den heißen Kühler zum Trocknen zu hängen. Dass das Wetter sogar Rallye-Novizen nichts anhaben konnte, bewies Jochen Malmsheimer, der gemeinsam mit Urban Priol im Land Rover Serie 1 saß: „Ich war das erste Mal bei einer Oldtimer-Rallye und es hat richtig Spaß gemacht. Ich bin wieder dabei, wenn mich einer mitnimmt.“

Daran dürften nach Malmsheimers Bühnen-Auftritt im Western-Saloon zumindest Zweifel bestehen: „Das ist so laut im Auto, ich habe den Herrn Priol nur angeschrien. Und ich muss gestehen, es hat mich sehr befriedigt.“ Befriedigt waren auch die Zuhörer nach dem halbstündigen Bühnen-Auftritt der Kabarettisten im Western Saloon. Obwohl der Auftritt reichlich Zündstoff bot, war die wenig später ausgebrochene Schlägerei zum Glück nur eine Show-Einlage der Stuntmen der Karl-May-Festspiele. Rolf Schauerte, über Jahrzehnte einer der Bösewichte der Wild-West-Shows, war bei der Einlage nur Zuschauer, dafür mischte er im Rallyegeschehen voll mit – als Copilot im Wanderer W25 Cabrio mit der Nummer 7.

In den Kampf um den Gesamtsieg werden aber wohl keine der prominenten Fahrer eingreifen. Rolf Schauerte liegt aktuell auf Platz 70 und damit noch vor den Motorrad-Assen Stefan Prein/Ralf Waldmann (Opel GT, Platz 84) und Urban Priol/Jochen Malmsheimer (Platz 100). Rallye-Champion Matthias Kahle und Co Achim Gandras (Skoda 130 RS) mischen als Gesamt-Achte dagegen in der Spitzengruppe mit. Die Führung haben aktuell Christian Madey/Britta-Christin Rehberg (Porsche 911 E Targa) inne. Dahinter folgen die BMW-Teams Thomas Groschek/Wolfgang Ternbusch und Dr. Daniel Tasch/Anton Tasch.

Vorschau: Freitag, 06. Oktober 2017
Der „Tag der Talsperren“ führt die Teams zunächst nach Westen: An Bigge- und Listertalsperre vorbei steuern die Teams die Innenstadt von Meinerzhagen an. Von hier aus fahren die Oldtimer über die Verse- zur Sorpetalsperre. Im Hotel Seehof legen sie eine Mittagsrast ein. Nachmittags geht es über die Möhnetalsperre, durch den Ortskern von Hirschberg und das Tal Vital Saalhausen zurück nach Attendorn.