Tag 2: Das Donnern im Walde

Ein Traum für jeden Autofahrer – am zweiten Tag dringen die Teilnehmer der Sauerland Klassik in die Tiefen des Rothaargebirges ein. Doch nicht nur die mehr als 100 Oldtimer füllen die sonst menschenleeren Straßen mit Leben, die klassischen Automobile locken auch viele Zuschauer an. Mancherorts herrscht gar Grillfest-Stimmung.

Hobby-Fotografen lauern hinter jeder Ecke des Rothaargebirges, das Aroma von Grillwürsten wabert durch Wald und Wiesen und Plakate wie „Ihr hupt, wir trinken“ erwarten die Teilnehmer der 1. Sauerland Klassik. Die neue Oldtimer-Rallye im Land der 1000 Berge wird von den Bewohnern des Sauerlandes, Siegerlandes und der Region Wittgenstein gut aufgenommen. Für besondere Gänsehaut-Momente sorgt dabei der Lancia Stratos von Dirk Lührmann, dessen unvergleichliche V6-Sinfonie kilometerweit durch die Wälder dringt.

Die Begeisterung der heimischen Bevölkerung ist ebenso groß wie die Freude der Teilnehmer, die schönen Landstraßen südlich von Attendorn unter die Räder zu nehmen. „Ich bin schon viel gefahren, aber so tolle Strecken waren noch nicht dabei“, schwärmt Peter Josef Klingenmeier, als er im Etappenziel eintrifft. Der Darmstädter erreicht die Burg Schnellenberg genau wie viele seiner Kollegen „oben ohne“, denn das Wetter präsentiert sich auch am zweiten Rallyetag bestens aufgelegt. Auf der Schleife von Attendorn nach Bad Laasphe und zurück traut sich kaum ein Wölkchen vor die Sonne – der bevorstehende Winter macht sich lediglich in den frostigen Morgen- und Abendstunden bemerkbar.

Das Kaiserwetter ist jedoch nicht nur nach dem Geschmack der vielen Cabrio-Fahrer. Auch Dirk Rosenberg aus Attendorn begrüßt das anhaltende Hochdruckgebiet. „Bei so einer Rallye können wir zeigen, dass das Sauerland mehr zu bieten hat als Regen und Kühe“, erklärt der Lokalmatador, als er sein Maserati Ghibli Coupé an der Festung oberhalb der Stadt abstellt, und verrät zugleich. „Da sind sogar Strecken dabei, die ich noch nicht kannte.“

Für ein Gros der Piloten sind dagegen alle Straßen und Orte, die bei der Sauerland Klassik erkundet werden, komplettes Neuland. So sorgt die erste Wertungsprüfung des Tages, die in Unterneger beginnt, durch Mittelneger führt und kurz vor dem Ortsschild Oberneger endet, beim abendlichen Ritter-Fest auf der Burg Schnellenberg für viele Lacher. Genau wie die kleineren und größeren Patzer der Teilnehmer auf den Sollzeit-Prüfungen. Reinhard Schade von der Lebenshilfe Gießen, der einen VW Bulli mit Kühlschrank und Kochplatte an Bord pilotiert, sieht die Sache besonders locker: „Bei ihrer Unfähigkeit und meiner Inkompetenz kann nichts mehr schiefgehen“, frotzelt der Initiator der Oldtimerspendenaktion. So viel Wahrheit scheint der Satz aber nicht zu haben. Schade und Copilotin Tina Gorschlüter übernehmen am heutigen Freitag den 18. Gesamtrang von Walter Röhrl und Christian Geistdörfer (Porsche 911). Die früheren Rallye-Weltmeister verbessern sich am zweiten Tag auf Platz zehn und liegen jetzt direkt hinter ihrem „Teamchef“ Otto F. Wachs im VW Karmann Ghia von der Autostadt mit der Schauspielerin Katharina Schubert auf dem Beifahrersitz.

An der Spitze der Gesamtwertung taucht derweil ein neues Gesicht auf: Georg Weidmann/Curt Bloss (Mercedes 300 SL) liegen nach drei von fünf Etappen knapp vorn. Dahinter rangieren Arne und Patrick Stumpp (BMW 2002 Turbo), die gestern noch führenden Christian Hupertz/Uli Fischer (Porsche 914/6) und die heutigen Tagessieger Detlef Brauweiler/Heidy Loeff-Brauweiler (Porsche 911 SC Coupé).

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So geht’s morgen weiter – das Programm für Samstag, 3. Oktober 2015
Der letzte Tag der Sauerland Klassik führt die Teilnehmer hoch hinaus. Nach dem Start auf dem Alten Markt in Attendorn um 8.00 Uhr geht es ostwärts ins Hochsauerland. Auf dem Weg dorthin warten zunächst der Flugplatz Meschede-Schüren und das Fort Fun Abenteuerland auf die Oldtimer und ihre Besitzer, ehe sie den zweithöchsten Berg Nordrhein-Westfalens erklimmen, den 841 Meter hohen Kahlen Asten. Von dort ist es nur noch ein Katzensprung zum 5-Sterne-Mittagsstopps beim Hotel Restaurant Deimann in Schmallenberg-Winkhausen. Nach der Stärkung geht es ab 12.45 Uhr auf die finale Etappe der Sauerland Klassik – und die bringt die Teilnehmer ins wintersportliche Zentrum der Region. Eine Wertungsprüfung führt unmittelbar an der WM-Bob-Bahn entlang. Nach einer Runde durch das Rothaargebirge mit Durchfahrtskontrollen in Winterberg, Hallenberg und dem fürstlichen Schloss in Bad Berleburg gilt es noch zwei Wertungsprüfungen zu absolvieren – eine in der Innenstadt von Bad Berleburg, eine an der Wisent-Welt Wittgenstein – ehe die Teilnehmer gegen 16.00 Uhr das Ziel in Attendorn erreichen.

Über die Sauerland Klassik
Eine Premiere: Die 1. Sauerland Klassik wird die größte Oldtimer-Rallye in der Geschichte des Sauerlandes. Bis zu 120 automobile Klassiker bis Baujahr 1995 werden vom 1. bis 3. Oktober 2015 zu der Veranstaltung rund um das malerische Städtchen Attendorn erwartet, die an zweieinhalb Tagen über die schönsten Landstraßen der Region führt. Unter den Teilnehmern sind auch einige prominente Gesichter zu finden wie Schauspieler David Kross, Kabarettist Urban Priol oder Rallye-Weltmeister Walter Röhrl. Die Wertung bei der Sauerland Klassik erfolgt mit Hilfe von Sollzeit-Prüfungen, es geht nicht um das Erzielen von Höchstgeschwindigkeiten. Für die Organisation der Veranstaltung ist die renommierte Agentur Plusrallye um den gebürtigen Sauerländer und mehrfachen Deutschen Rallye-Meister Peter Göbel zuständig.