Bereits am Mittwochnachmittag lockte die öffentliche technische Abnahme viele Fans in die Innenstadt von Attendorn. Der frühe Donnerstag war geprägt von einem Empfang für die ausländischen Teilnehmer im Rathaus. Mehrsprachig begrüßte Bürgermeister Christian Pospischil die Teams aus Großbritannien, Tschechien und der Schweiz. „Wir sind sehr stolz, dass die Sauerland-Klassik nun schon zum dritten Mal hier in Attendorn beheimatet ist. Unsere Stadt, die ja auch die frühere Heimat von Peter Göbel ist, ist mit der Automobilindustrie aber auch mit der Automobil-Geschichte sehr eng verbunden.“
Bürgermeister Pospischil überreichte den Gästen kleine Präsente zur Erinnerung an Attendorn, wurde dann aber selbst überrascht, als sich einige der Gäste ebenfalls mit Geschenken aus ihrer Heimat bei ihm für diesen Empfang bedankten. Bei der später in der evangelischen Erlöserkirche stattfindenden Fahrerbesprechung (auch ein Novum bei der Sauerland-Klassik) ergänzte der Bürgermeister gegenüber den Teilnehmern: „Attendorn freut sich auf Sie. In drei Dingen ist Attendorn einmalig. Die großartige Natur, die Wirtschaft und das Brauchtum. Und da hier alles was bereits zweimal veranstaltet wurde Tradition ist, sage ich: Herzlich Willkommen zur traditionellen Sauerland-Klassik hier in Attendorn.“
Die Fahrerbesprechung endete mit einem ökumenischen Segen durch den Hausherrn, Herrn Diakon Sven Vorderbrück.
Der Start zur ersten von drei Tagesetappen auf den Markplatz stellte alle bisherigen Veranstaltungen in den Schatten. „Die Teams fuhren durch ein regelrechtes Spalier von Menschen, so etwas kenne ich nur aus der Rallye-Weltmeisterschaft oder von Oldtimer-Veranstaltungen im rallyeverrückten Italien“, strahlte Göbel. Für „Mr. Tagesschau“ Jan Hofer und Ehefrau Phong Lan Hofer als Co-Pilotin begann die Aufholjagt schon beim Start. Durch Verkehrsstaus reisten sie so spät an, dass sie als letztes Team auf die Strecke gingen. „Aber das waren wir nicht die ganze Zeit“, schmunzelte Hofer am Abend. „Diese Gegend ist einfach wunderschön, vor allem bei diesem Wetter. Da wir erstmals mit diesem Jaguar E-Type von 1961 bei einer Veranstaltung am Start sind, haben wir keine Chance, ganz nach vorne zu kommen. Wir sehen es daher zwar sehr olympisch, Letzter möchten wir aber trotzdem nicht werden.“
Für Aufsehen sorgte der Brite Tom Sanders, als er seinen Austin Seven Ulster von 1928 mit der Startnummer 1 in Attendorn abstellte. Zuerst stellte er seinen rechten Schuh auf die Straße, bevor er dann – den rechten Fuß in Strümpfen – aus dem Oldtimer stieg. Die Erklärung war einfach, „mit meinen Schuhen kann ich Gas und Bremse nicht einzeln treten, dafür ist es da vorne einfach zu eng. In den Rennversionen dieses Autos wurde oft die Karosserie in dem Bereich einfach nach außen ausgebeult, damit die Rennfahrer genügend Platz mit ihren Füßen hatten.“
Die erste Etappe führte von Attendorn entlang der Listertalsperre ins Oberbergische. Weiter ging es über Reichshof-Eckenhagen zum Kartring Oberberg, von dort aus gab es einen Abstecher nach Rheinland-Pfalz ins Wildenburger Land. Zurück in Nordrhein-Westfalen führte der Weg dann über Freudenberg und den Verkehrsübungsplatz Olpe ins Etappenziel hoch oben auf der Hohen Bracht.
Die Streckenführung begeisterte die Teilnehmer, so sagte Top-Comedian Urban Priol, der in einem Citroen M35 Wankel-Prototypen von 1970 unterwegs war, „die Landschaft hier ist unheimlich toll. Vor kurzem war ich in Kanada im Urlaub, hier gibt es Ecken, die sehen genauso so gut aus!“ TV-Star Hinnerk Schönemann freute sich ebenfalls über die wunderschöne Landschaft, mit Blick auf Lebensgefährtin und Co-Pilotin Lena Mundt sagte er schmunzelnd: „Ich kann diese schöne Landschaft als Fahrer genießen, sie nicht, sie muss ja arbeiten und mich lotsen.“ So ganz nach Plan schien es bei dem Duo im Lancia Fulvia ‚Safari‘ von 1976 nicht zu laufen, immer noch schmunzelnd ergänzte er, „ich wäre ja gerne etwas weiter vorne unterwegs, aber das ist derzeit aus mehreren Gründen nicht möglich, mal schauen, wie es morgen aussieht.“
Der deutsche Rekord-Rallye-Meister Matthias Kahle ist Stammgast bei der Sauerland-Klassik, der Start bei der Veranstaltung seines langjährigen Co-Piloten Peter Göbel ist für ihn Ehrensache. „Peter organisiert immer so großartige Rallyes, und das in dieser spannenden Region. Da ich wieder einigen verschiedenen prominenten Co-Piloten diesen Sport näherbringen darf, habe ich sportlich keinerlei Ambitionen. Aber dafür werde ich jede Menge Spaß haben“. Seine Freude am Sport übertrug sich auf die Co-Piloten, so sagte Frank Beckehoff, Landrat des Kreises Olpe anschließend: „Es ist mir noch nie besser gegangen. Diese Veranstaltung ist hervorragend organisiert, eine Werbung für unsere Region. Mit diesem Bordbuch kann selbst ich als Laie fast ‚blind‘ die Route finden. Richtig erstaunt hat mich aber, wie viele begeisterte Fans entlang der Prüfungen standen und vor allem, wo die überall waren.“ Eine andere Version eines Bordbuches machten Gunnar Steinbach und Melanie Wensing in ihrem Jaguar MK II 3.4 von 1961 für sich aus: „Hier sind so viele Leute an der Strecke die dir zuwinken und ihre Fähnchen schwenken. Dazu stehen überall am Fahrbahnrand Fotografen. Das ist wie ein zweites Bordbuch. Wenn du länger keine Zuschauer oder Fotografen mehr gesehen hast, dann bist du sicher auf der falschen Route.“
In der Zwischenwertung nach Tag 1 führt das Team Tim Westermann und Alexander Voigt im Seat 1430 Especial 1600 von 1975, beide gehen für Seat Deutschland an den Start. Platz zwei gehört mit einem hauchdünnen Abstand von gerade einmal 13/100-Sekunden der BMW 1802-Crew Stefan und Sabine Kunze, gefolgt von Stephan Schmidt und Andrea Grundmann in einem BMW 3.0 CSi von 1973. Der Deutsche Rallyemeister Matthias Kahle, der mit dem Landrat des Kreises Olpe die erste Etappe fuhr, landete auf einem guten 25. Platz, Schauspieler Hinnerk Schönemann und Partnerin Lena Mundt liegen in der Lancia Fulvia Safari (Baujahr 1976) auf Rang 54. Alle Ergebnisse des Tages finden Sie unter dem Link Ergebnisse.
Morgen startet bereits um 08:00 Uhr die zweite Etappe vom Alten Markt in Attendorn. Unter „Alle Orte – Alle Zeiten“ erfahren Sie, wo die Oldtimer am Freitag am besten zu sehen sind.